Mit großer Aufmerksamkeit und Offenheit begegneten 45 Neunt- Zehntklassler aus den zehn Gymnasien der Landkreise Traunstein und Altötting der Kunst im Traunreuter Museum DASMAXIMUM.
Anlass war der Wettbewerb „KunstWortKunst“ als gemeinsames Projekt der unter der Ägide der Technischen Universität München zum Cluster zusammengeschlossenen Gymnasien Altötting, Burghausen, Ising, Marquartstein, Traunstein, Traunreut, Trostberg und Stein.
Ziel des Wettbewerbs war es, das kreative Schreiben interessierter Schülerinnen und Schüler zu fördern. Sie verfassten zu einem im Traunreuter Museum ausgestellten Kunstwerk eine Geschichte bzw. ein Gedicht. Die Teilnehmer besuchten dafür gemeinsam das Museum bei der Auftaktveranstaltung. Hier erhielten die Schülerinnen und Schüler, nach einer kurzen Information zum Museum durch die Museumsleiterin Frau Dr. Schindelegger, von Pauline Füg, einer bekannten Poetry Slammerin und Expertin für Kreatives Schreiben wichtige Informationen und Anregungen.

Sabine Spiegelberger (vierte von rechts) vom König-Karlmann-Gymnasium bei der Preisverleihung des kreativ Schreiben Wettbewerbs KunstWortKunst
Vom König-Karlmann-Gymnasium nahmen Sabine Spiegelsberger, Lisa-Marie-Schön und Deniz Aybek teil. Der Text „Arbeit“ von Sabine Spiegelsberger begeisterte die Jury und wurde als einer von vier Gewinnerarbeiten prämiert. Die lautmalerische Schilderung der Ich-Erzählerin über ihre Arbeit, die sie krank macht, wird untermalt durch das immer wieder kehrende Klick, Klick, Klick der Schreibmaschine. Meisterhaft versteht es Spiegelsberger den Spannungsbogen der eintönigen Arbeitsbelastung, die das eigene Ich auffrisst, das eigene Selbst vergessen lässt, zu ziehen, bis am Ende die Erlösung in Form der Kündigung steht. Der bemerkenswerte Text, den man nicht aus der Feder einer Neuntklässlerin vermutet, so die Aussage der Jury, wurde von Schriftsteller und Ingeborg-Bachmann-Preisträger Norbert Niemann bei der ferierlichen Preisverleihung, am Haidenhein-Gymnasium Traunreut, eindrucksvoll vorgelesen. Die Schülerin wurde nun eingeladen ihren Text in der Städtischen Galerie Traunstein im Rahmen der aktuellen Ausstellung „Komplexe Systeme“ vorzutragen. – C. Lechner
Werk: Uwe Lausen – Porträtübung
Pseudonym: Regentropfen
Arbeit
Von Regentropfen
Klack. Klack. Klack.
Dieses Geräusch.
Klack. Klack. Klack.
Dieses Geräusch.
Es macht mich wahnsinnig.
Klack. Klack. Klack.
Dieses Geräusch.
Es gibt mir das Gefühl wahnsinnig zu sein.
Klack. Klack. Klack.
Dieses Geräusch.
Ich bin wahnsinnig.
Ich bin verkümmert,
wie die Orchidee,
die ich seit Monaten nicht mehr gegossen habe.
Und doch kann ich nicht weg.
Ohne dieses Geräusch kann ich nicht überleben.
Ohne dieses Geräusch habe ich kein Geld.
Klack. Klack. Klack.
Dieses Geräusch.
Wenn ich von diesem Geräusch wieder nachhause gehe,
sehe ich mich nicht im Spiegel.
Ja, ich sehe mich nicht.
Nur eine graue Hülle mit meinen Haaren.
Die schwarzen Haare,
die grau werden und immer mehr ausfallen.
Eine Hülle ohne Mund, ohne Augen, ohne Nase.
Nur Umrisse.
Ich will nicht mehr.
Klack. Klack. Klack.
Dieses Geräusch.
Es bringt mich um.
Langsam und schmerzhaft.
Ich habe alles vergessen,
den Klang meiner eigenen Stimme,
die Farben meiner Augen,
den Namen meiner Mutter,
mich selbst.
Nur dieses Geräusch ist da.
Sonst ist alles weg.
Ich will nicht mehr.
Klack. Klack. Klack.
Dieses Geräusch.
Es frisst mich auf.
Es tötet meine Lust zu leben,
wie Gift.
Dieses Geräusch ist Gift.
Nein, ich will das nicht mehr.
Ich versuche zu schreien,
doch es geht nicht.
Ich versuche zu weinen,
doch es geht nicht.
Ich will nicht mehr.
Klack. Klack. Aus.
Dieses Geräusch,
es ist aus.
Ich kann die Buchstaben der grauen Tastatur nicht mehr drücken.
Ich bin zu schwach.
Ich versuche es erneut.
Ich will nicht mehr.
Klack. Aus.
Aus, Aus, Aus.
Aus für alle Mal.
Ich will nicht mehr.
Ich kann nicht mehr.
Aus.
Sie liegt da.
Meine Befreiung.
Meine Befreiung von der Qual.
Meine Befreiung von diesem Büro.
Meine Befreiung von dieser Arbeit.
Meine Kündigung.
