Hausmeister Georg Maurer entdeckt auf dem KKG-Gelände mutmaßliche Reliquie.

Er traute seinen Augen kaum, als er einen Lendenwirbelknochen im Sand des Beachvolleyballfelds am Sportgelände des König-Karlmann-Gymnasium fand. Eigentlich wollte der KKG-Hausmeister Georg Maurer nur den Sand tauschen, um die Anlage wieder sommerfest und bespielbar zu machen. Sofort verständigte er örtliche Behörden, da es sich allen Anschein nach um menschliche Überreste handeln musste, wie es sich am Skelettmodell der Biologiesammlung unschwer nachprüfen ließ.

Ein menschlicher Lendenwirbelknochen im Sportplatzsand – Georg Maurer handelte sofort.

Die Polizei Altötting verständigte die Kripo, welche zur weiteren Spurensicherung Experten aus dem Institut für Forensik in München in die Wallfahrtsstadt entsandte. Das Gelände wurde kurzfristig großzügig abgesperrt, da weitere Funde nicht ausgeschlossen werden konnten. Den Rechtswissenschaftlern fielen gleich die enormen Verwitterungserscheinungen an dem Wirbelstück auf, die auf ein Altern über mehrere hundert Jahre hindeuteten. Deshalb konnten sie ein aktuelles Gewaltverbrechen bereits ausschließen. Im näheren Umfeld des Volleyballfeldes ließen sich keine weiteren Spuren sichern. Zur Datierung wurde der Knochenrest in ein Heidelberger Labor zur C-14-Altersdatierung gesendet. Hierbei wird eine kleinste Probe entnommen und aus dieser das Isotopenverhältnis des radioaktiven Kohlenstoffs C-14 zum nicht-radioaktiven Kohlenstoff C-12 bestimmt. Es lässt sich hieraus die Zeit seit dem Ableben der Person gut annähern.
Das Ergebnis war auch für Schulleiter Georg Kronhuber verblüffend. Die Probe lässt darauf schließen, dass die Person um das Jahr 880 n. Chr. verstorben sein musste. Aus der deutlich konkaven Wirbelrückseite mit erheblichen Wirbelverschleiß ließ sich zudem schließen, dass es sich um eine männliche Person Anfang 50 gehandelt haben muss, die häufiger geritten sein musste. Schulleiter Kronhuber setzte nach Bekanntwerden dieser Details das Kollegium in Kenntnis. Der Geschichtslehrer Thomas Lorenz kam aufgrund der verblüffenden Übereinstimmungen mit der Biographie schnell zu der Vermutung, es könnte sich um eine Person aus dem Hofstaat von König Karlmann handeln, wenn nicht sogar um ihn selbst. Nun zahlte sich die breite, fachübergreifende Expertise der Lehrenden am KKG aus: Pfarrer Hermann Schächner wurde über den genauen Zustand und den Verbleib der Gebeine Karlmanns in der Stiftspfarrkirche befragt. Der Karolingerkönig liegt direkt vor dem Hauptaltar bestattet. In den Aufzeichnungen des zuständigen Ordonariats über die letzte Umbettung  wird tatsächlich das Fehlen einiger Skelettbestandteile erwähnt. Unter anderem ist das „Rueckkrate von unfollstaendiger Natur“, was auf ein Fehlen eines oder mehrerer Wirbel hindeuten könnte.

Hausmeister und Entdecker der Reliquie Georg Maurer, Experte Pfarrer Hermann Schächner und Dr. Hans-Gerald Šerco vom Institut für Forensik in München an der Fundstelle

Von diesem Zeitpunkt an überschlugen sich die Ereignisse. Pfarrer Schächner musste selbstverständlich die Entdeckung und die Vermutung an die Diözese Passau melden. Schnell kam auch die Besitzfrage ins Spiel. Schulleiter Kronhuber zeigt sich hier freilich kompromissbereit. Es wurde zur genauen Identifikation eine vergleichende Genomanalyse der Gebeine angeordnet, die Kosten werden je zu einem Drittel von Schulträger, dem Förderverein der karolingischen Geschichtswissenschaften und der katholischen Kirche übernommen. Das Ergebnis steht derzeit noch aus.
Pfarrer Schächner ist ebenso wie Schulleiter Kronhuber und Entdecker Georg Maurer bereits jetzt von der Echtheit der Reliquie überzeugt. So wurden oftmals wenige Jahre nach dem Tod der Karolingerkönige bereits Skelettbestandteile von Gläubigen entnommen. Meistens wurden diese in recht schmucklosen Holzkassetten aufbewahrt, um vor Entdeckung geschützt zu bleiben. Dies erklärt auch das Fehlen jedweder Beigaben.

Mittlerweile ist die Diözese zur Entscheidung gelangt, dass die Reliquie im Falle der Echtheit nicht umgebettet werden soll, sondern vor Ort an der namensgleichen Schule bleiben kann. Nach Abschluss aller Untersuchungen soll ein Schrein errichtet und im feierlichen Rahmen, sofern es das Pandemiegeschehen zuließe, eingesegnet werden.

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