Seminararbeit: Tarkan Aybeck blickt auf Entwicklung der Wahlprogramme von 2014 bis 2020

 

Altötting. Stolz blicken die zwei Zwölftklässler auf ihre Arbeiten. Vier Monate bevor für sie mit der ersten Abiturprüfung der Höhepunkt ihrer Schullaufbahn beginnt, erhielten sie nun die Ergebnisse der umfassendsten Arbeit ihrer Schulzeit – die Seminararbeit. Auf etwa 15 Seiten, ordentlich eingebunden, stellen Tarkan Aybeck und Simon Stiegler ihre über Monate akribisch recherchierten Thesen, Analysen und Ergebnisse dar.

Präsentieren stolz ihre Seminararbeiten: Tarkan Aybeck (links) und Simon Stiegler. Lehrer Thomas Lorenz gab ihnen stets Tipps, wie sie ihre Arbeiten zum Thema Kommunalpolitik noch verbessern können. – Foto: Krenner

„Die beiden haben toll gearbeitet“, sagt Lehrer Thomas Lorenz. Seine W-Seminare im Leitfach Sozialkunde, die sich über fast die komplette Oberstufenzeit erstrecken, haben am König-Karlmann-Gymnasium mittlerweile Tradition – zumindest zu den Wahlen, so Lorenz. Bezug nehmend auf die Kommunalwahl 2020 stand das Seminar, das nun seinen Abschluss fand, ganz im Zeichen der „Kommunalpolitik – Politik vor Ort“. Und so analysierten die sieben teilnehmenden Schülerinnen und Schüler unterschiedliche Aspekte rund um dieses Themenfeld. Die Arbeiten der zwei Schüler stachen dabei besonders heraus.
„Wahlprogramme bei den Kommunalwahlen im Landkreis Altötting: 2014 bis 2020 im Vergleich“ – so lautete der Titel der Arbeit von Tarkan Aybeck. „Die Idee war zu schauen, wie sich die Programme über die sechs Jahre entwickelt haben und wie sich möglicherweise auch die Parteien selbst verändert haben“, erklärt er. Dabei sei durchaus Überraschendes zutage gekommen, wie sich Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer einig sind. „Ich hätte nicht erwartet, dass es in so kurzer Zeit auf kommunaler Ebene solche Veränderungen gibt“, sagt Aybeck. Die Freien Wähler hätten den größten inhaltlichen Wandel vollzogen. Während im Programm zur Kommunalwahl 2014 der Umwelt- und Klimaaspekt bei ihnen kaum, respektive nur eine untergeordnete Rolle gespielt habe, sei er im Programm 2020 einer der Kernpunkte, so der Schüler. Als wichtigen Faktor dafür machte er die Fridays-for-Future-Bewegung 2019 aus. Dadurch habe sich bei allen Parteien das Programm sehr stark in Richtung des Klimaaspekts entwickelt. Die Grünen und die ÖDP hätten deshalb auch die wenigste Veränderung in ihrem Programm, weil ihr Schwerpunkt schon zuvor darauf lag.
Weiterhin habe er die CSU genauer beleuchtet. „Mir ist aufgefallen, dass die CSU oft die Themen, wie beispielsweise das Klima, nur anspricht und sagt, dass dort etwas getan werden muss. Sie nennen aber keine konkrete Ideen oder Konzepte, um das zu lösen“, sagt Tarkan Aybeck. Hingegen würden die Freien Wähler und die FDP, die sich ebenfalls stark inhaltlich gewandelt haben, eigene Ideen zur Lösung der Problematiken vorschlagen, so die Ergebnisse seiner Untersuchungen.
„Ich muss sagen, Tarkan hat diese Thesen wirklich schön belegt“, lobt Thomas Lorenz. So habe er in seiner Seminararbeit auch einen Zusammenhang zwischen den steigenden Mietpreisen und einer höheren Priorisierung seitens der Parteien, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, bemerkt. Dazu habe er auch mehrere Interviews geführt, wie etwa mit Zuständigen im Landratsamt. Insgesamt sei die ganze Zeit – vom Material sammeln über die Interviews bis zum schlussendlichen Abgabetermin kurz nach den Herbstferien 2021 – „sehr nervenkostend und zeitintensiv gewesen“, sagt Tarkan Aybeck.

WAHLPLAKATE: Simon Stiegler analysiert die Strategien der Parteien

Mal hängen sie im Kleinformat an den Straßenlaternen, mal groß aufgezogen auf den Werbetafeln. Im Vorfeld einer Wahl kommt dadurch keiner an ihnen vorbei – die Wahlplakate. Die wohl klassischste Art, mit der Parteien bzw. Personen für sich und ihre Inhalte werben. „Normal geht man daran immer nur flüchtig vorbei und macht sich keine Gedanken darüber“, sagt Simon Stiegler. Im Zuge seiner Seminararbeit ging er den Wahlplakaten nun aber genauer auf den Grund.
Dafür habe er bereits im Januar 2020, kurz vor der Kommunalwahl – allerdings auch noch einige Monate vor dem Seminarstart, das erst im September begann – Fotos von den Plakaten gemacht. „Das Thema hat mich einfach interessiert“, erklärt er seinen Eifer für das Projekt. Denn dass Schülerinnen und Schüler so lange vor dem Seminar schon aktiv werden, sei die „löbliche Ausnahme“, sagt Lehrer Thomas Lorenz.
Für die Recherche später im W-Seminar habe der Schüler dann jede Menge politische Literatur gelesen. „Ich musste erst einmal die Hintergründe und die Funktionen von Wahlplakaten verstehen“, sagt Simon Stiegler. Dann habe er sich an die Analyse und den Vergleich der Plakate gemacht. Bei den Plakaten müsse man grundsätzlich unterscheiden, wie er weiter ausführt, zwischen Personenplakaten und Themenplakaten. Besonders auffällig sei aus seiner Sicht, dass die etablierten Altparteien eher die Person herausstellen. So werbe beispielsweise die CSU mit Landrat Erwin Schneider oder die SPD mit Burghausens Bürgermeister Florian Schneider. Indes setzen die meisten anderen, neueren Parteien, wie die Freien Wähler, auf Themenplakate und stellen ihre Inhalte heraus.
Zwei Sachen einten aber nahezu alle Plakate der Parteien bei der Kommunalwahl 2020, so Stiegler. Zum einen brachten alle auf irgendeine Weise ihre Heimatverbundenheit zum Ausdruck. Zum anderen gestalteten alle Parteien ihre Plakate recht auffallend mit kräftigen Farben. Und das sei aus seiner Sicht auch der Grund, warum sie „auch in Zukunft trotz der sozialen Medien eine große Rolle bei der Wahlwerbung spielen und ein wichtiges Wahlkampfinstrument bleiben werden“, wie der Schüler in seinem Fazit schreibt. „Durch die Plakate erreicht man einen enormen Querschnitt der Wählerschaft.“ − jkr – ANA vom 27.01.22

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